Der Deutsche Tonkünstlerverband NRW e.V. (DTKV NRW) unterstützt die Forderung der Elterninitiative nach einer Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjähriger Gymnasialzeit.
Durch die Verkürzung der gesamten Schulzeit und der dadurch aufgekommenen Mehrbelastung vieler Schülerinnen und Schüler ist eine intensive Beschäftigung mit Musik in der Freizeit immer schwieriger geworden. Sehr häufig wird der Instrmental- oder Gesangsunterricht bereits in der Mittelstufe aufgegeben, weil die Belastung durch Nachmittags- oder gebundenen Ganztagsunterricht zu groß ist. Zum Üben und Musizieren brauchen Kinder und Jugendliche Zeit am Nachmittag. Diese soll nicht in der Schule verbracht werden, sondern in Musikschulen, bei qualifizierten Privatmusiklehrern und zu Hause. Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums als Regel und nicht als Ausnahme ist dabei von großer Bedeutung.
Volksbegehren „Mehr Zeit für gute Bildung – Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien“ im Endspurt unbedingt unterstützen!
Seit Anfang des Jahres läuft das NRW-Volksbegehren zur Wiedereinführung des neunjährigen gymnasialen Bildungsganges, initiiert von der Elterninitiative
„G9 jetzt in NRW“. Neben vielen Eltern, Großeltern, Lehrern u. a., unterstützen zahlreiche Musiker und Musiklehrer dieses Vorhaben von Beginn an.
Die Verdichtung der Schulzeit durch das G8 seit über zehn Jahren bekommen insbesondere Instrumental- und Gesangs- Tanz- und Theaterpädagogen, Chor- und Orchesterleiter zu spüren. Es bleibt für die außerschulische kulturelle Bildung, welche in Deutschland traditionell einen starken Stellenwert hat und ein hohes Ansehen genießt, immer weniger Zeit und Ruhe.
Prof. Dr. Jochen Krautz lehrt an der Bergischen Universität Wuppertal Kunstpädagogik. Er hat sich bereits in seinem 2007 erschienen Buch „Ware Bildung” mit den tiefgreifenden Änderungen im Bildungssystem beschäftigt.
"Wenn nun heute für die Schule und Universität postuliert wird, es ginge nicht so sehr um Wissenserwerb (um Bildung sowieso nicht), sondern um das „Lernen des Lernens”, weil man ja lebenslang lernen müsse, dann ist das nicht nur ein historisch dummes Argument:
Prof. Dr. Hans Peter Klein lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt Didaktik der Biowissenschaften. Er ist Präsident der Gesellschaft für Didaktik der Biowissenschaften und Mitbegründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen.
"Die als Folge von G8 immer jünger werdenden Erstsemester, die sich teilweise noch am Ende der Pubertät befinden, bringen weder die notwendige Selbstständigkeit noch die gewünschte Reife oder Persönlichkeitsbildung als Grundlage für die sinnvolle Aufnahme eines Studiums mit. Die gleichzeitige Verkürzung der Schulzeit sowie die Umstellung des Unterrichts auf Kompetenzorientierung hat darüber hinaus dazu geführt, dass ein vertieftes und verstandenes Fachwissen als Basis eines erfolgreichen Studiums weitgehend nicht mehr vorhanden ist."
Der Journalist Rainer Stadler hat sich durch seine Recherchen über den Missbrauchsskandal an der Schule von Kloster Ettal verdient gemacht. 2014 veröffentlichte er das Buch "Vater, Mutter, Staat: Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung". Darin stellt er dar, wie der Eingriff des Staates auf die Familien auch durch G8 auf die Kinder wirkt.
"Es geht um nichts weniger als die Freiheit von Kindern und Jugendlichen. Egal wie umfangreich das Angebot der Schule sein wird, für den Einzelnen bedeutet es immer eine Einschränkung.
Interview mit Prof. Dr. Volker Ladenthin, Professor für Allgemeine und historische Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn
Sie sind als Universitätsprofessor gegen G8?
Darf ich mit einer schlichten Gegenfrage antworten: Welchen Sinn macht es, Abiturienten an der Universität einzuschreiben, die zuerst Vor- oder Brückenkurse an der Universität absolvieren müssen, damit sie überhaupt mit dem Studium beginnen können? Was soll dann noch das Abitur? Inzwischen richten fast alle Fächer Kurse zwischen gymnasialer Oberstufe und Universität ein. Es entsteht gewissermaßen eine neue Schulart: Die Vor-Uni. Kollege Volkmar Gieselmann, Prorektor für Studium, Lehre und Studienreform an der Uni Bonn (und Naturwissenschaftler), sagt das ganz konkret: "Man muss die Lehrpläne in den Schulen besser auf die Bedürfnisse der Hochschulen abstimmen".
Der Kanu-Verband NRW unterstützt das Anliegen der Elterninitiative und ruft alle, die unseren Kindern und Jugendlichen wieder mehr Freizeit für ihren Sportverein einräumen wollen, auf, die Forderungen der Elterninitiative zu unterschreiben.
Seit der Einführung von G8 stellen auch die NRW-Kanusportvereine immer wieder nachteilige Auswirkungen auf den Nachwuchssport fest. Ab der fünften Klasse nehmen die Kinder und Jugendlichen nur noch begrenzt am Vereinsangebot teil oder kündigen sogar ihre Mitgliedschaft mit Hinweis auf die hohe schulische Belastung. Während der Kanu-Verband NRW bei den Erwachsenen nach wie vor steigende Mitgliederzahlen verzeichnet, musste im Jugendbereich seit der Einführung von G8 im Jahr 2005 bis heute ein Rückgang von dramatischen 25 Prozent hingenommen werden. Insgesamt haben in NRW 39 von 40 befragten Sportverbänden zum Ausdruck gebracht, dass wegen G8 im Nachwuchssport Kinder und Jugendliche dem Vereinsangebot zunehmend mit der Begründung der hohen schulischen Belastung fern bleiben.
Der Bielefelder Schulpsychologe Prof. Dr. Rainer Dollase unterstützt als Bildungsexperte die Elterninitiative für Kinderrechte „G9 jetzt in NRW", welche das „alte G9–Abitur" mit nicht mehr als 30 Wochenstunden fordert. Er hat die Liste dieser Volksinitiative unterzeichnet. Die Sinnhaftigkeit begründet er mit einer echten Chancengleichheit für alle Fünftklässler, indem ihnen die Zeit für Lern- und Entwicklungsprozesse an allen auf das Abitur vorbereitenden Schulen gewährt wird. „Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht", sagt ein altes afrikanisches Sprichwort.
Gerade die Sportvereine mit ihrer Jugendarbeit und auch die weiteren Träger der außerschulischen Jugendbildung wie Kirchen, Musikorganisationen, Jugendverbände, Feuerwehren u. a. waren seit Jahren von den Schulreformen betroffen. Dabei hat nicht zuletzt der im Auftrag des DOSB, der Landessportbünde und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft durchgeführte Sportentwicklungsbericht 2011/2012 der Kölner Sportsoziologen um Prof. Christoph Breuer wieder aufgezeigt, dass bundesweit über 40 Prozent der befragten Vereine im „Turbo-Abitur“ eine Gefahr für die Entwicklung ihrer Vereine sehen.
Dass in den alten Bundesländern in absehbarer Zeit eine Rückkehr zu G 9 möglich sein könnte, zeigt ein entsprechender Überblick. So hat Hessen bereits im Vorjahr den Schulen die Rückkehr zum neunjährigen Abitur freigestellt, wovon viele Gymnasien Gebrauch machten. In den vier rot-grün regierten Flächenländern gibt es in gewissem Umfang Wahlmöglichkeiten zwischen G 8 und G 9-Schulen, und in Bayern und Harnburg laufen zur Zeit Bürgerinitiativen zur Rückkehr zum G 9-System an den Gymnasien. So können die Sportvereine im Norden, Westen und Süden der Bundesrepublik in dieser Frage für ihre künftige Entwicklung wieder hoffen, wenn auch die von einigen Ländern nach wie vor geplante Einführung von gebundenen Ganztagsschulen mit verbindlichem Nachmittagsunterricht sogar schon im Grundschulbereich für die Kinderabteilungen der Vereine ein weiteres Problem darstellen dürfte.
Monika Pieper, bildungspolitische Sprecherin:
Wir freuen uns, dass die Volksinitiative "G9 jetzt!" weiter am Ball bleibt. Die Menschen in NRW wollen den verkürzten Bildungsgang, das "Turboabi" am Gymnasium nicht. Es ist Aufgabe der Politik, diesen Willen zu respektieren und entsprechend zu handeln. Wir werden uns im Landtag weiterhin für die Wiedereinführung des G9 zum nächsten Schuljahr einsetzen.
Am Mittwoch, den 19. März 2014 hat sich die SPD Bergneustadt einstimmig für eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren an Gymnasien ausgesprochen. Als Referent zum Thema „Lernlust statt Schulfrust: Zurück zu G9 auch in NRW?" hatte die Partei Marcus Hohenstein von der Elterninitiative für Kinderrechte „G9 jetzt in NRW" eingeladen. Hohensteins Vortrag stieß bei den zahlreich anwesenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern auf große Zustimmung. Viele Eltern berichteten von den negativen Erfahrungen ihrer Kinder mit dieser fatalen G8-Schulreform und äußerten den Wunsch, dass die Politik die Sorgen der Familien endlich ernstnehme.
Die SPD Bergneustadt verabschiedete an diesem Abend daher einstimmig einen Grundsatzantrag, der eine grundsätzliche Möglichkeit einer Rückkehr zu G9 im Halbtagsschulbetrieb für alle Gymnasien in NRW fordert. „Wir wünschen uns, dass es in Zukunft an unseren Gymnasien wieder möglich ist, ein Abitur nach neun Jahren im Halbtagsschulbetrieb zu erlangen, damit Kinder wieder in Ruhe und mit Freude lernen können. Besonders begabten Schülern kann jedoch weiterhin ein Abitur nach acht Jahren angeboten werden, indem sie ein Jahr Schulzeit überspringen. Mit diesem Kompromiss müssten alle Betroffenen eigentlich gut leben können" hieß es seitens der SPD Bergneustadt.
Die Abkehr von G8 steht inzwischen in allen westlichen Bundesländern außer Frage. Unklar ist nur, wie entschieden die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit ausfällt. Schulpolitik gegen den Willen der Eltern rächt sich.
In allen westlichen Bundesländern wird es in nächster Zeit wieder die Möglichkeit geben, das Abitur nach dreizehn Jahren abzulegen. Die Abkehr von G8 steht inzwischen außer Frage, unklar ist nur, wie entschieden die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit ausfällt. Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg überlassen es den Schulen weitgehend selbst, ob sie G8, G9 oder beides nebeneinander anbieten. […]
Ganz offenkundig gelingt es nicht mehr, Schulpolitik gegen den Willen der Eltern zu machen. Das ist die Lektion, die Bildungspolitiker aus den endlosen Diskussionen über das achtjährige Gymnasium, das die einen sofort als geraubte Kindheit schmähten, die anderen als Chance für begabte junge Leute sahen, zu lernen haben.
Dr. König beklagt die starke zeitliche Belastung, der die Schüler durch die verkürzte Schulzeit ausgesetzt sind. Umso ärgerlicher ist es, wenn der Einsatz von Schülern, die bis zu 30 Stunden wöchentlich neben der Schule in der Musikschule Unterricht nähmen, bei der Notengebung keine Rolle spiele. König berichtete der Mitgliederversammlung der Musikschule von Elterninitiativen aus dem ganzen Bundesgebiet, die sich gegen G 8 wendeten und die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren forderten. Dieser Forderung schloss sich König ohne Einschränkung an.
Dominik Naab, Bundesvorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) kritisiert die mit G8 verbundene Ausdehnung des Unterrichts in den Nachmittag. "Die Ganztagsschule ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft, sie lässt den Kindern und Jugendlichen keine selbstbestimmten Freiräume für ihre persönliche Entwicklung. Denn nur außerhalb der Schule können sie lernen, sich ohne den Zwang der Schule selbst zu organisieren."
Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßt die Elterninitiative "G9-jetzt! NRW" zur Durchsetzung der Kinderrechte im Zusammenhang mit dem sog. G 8 in Nordrhein-Westfalen.
Es unterstützt die Forderung nach einer Begrenzung der wöchentlichen Unterrichtszeit ausdrücklich. Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert ausdrücklich mehr Zeit für Kinder. Das Motto des Weltkindertages 2012, das wir gemeinsam mit UNICEF festgelegt hatten, lautete entsprechend "KINDER BRAUCHEN ZEIT!". Mit diesem Motto haben wir das Recht der Kinder auf Spiel und Freizeit, auf elterliche Fürsorge und auf Beteiligung ins Bewusstsein unserer Gesellschaft gerückt. Kinder brauchen Zeit, sich zu entwickeln, zu spielen und sich zu engagieren. Besonders das Spielen kommt bei vielen Kindern heutzutage zu kurz. Dabei ist gerade das immens wichtig: Im Spiel mit Anderen lernen Kinder sich kompetent zu bewegen, sie lernen soziale Kontakte zu knüpfen, sich in größeren Gruppen zu verhalten, sich durchzusetzen und Regeln einzuhalten. Beim Spiel im Wohnumfeld lernen sie selbstständig zu sein, sich und ihre Umwelt zu organisieren. Und natürlich ist auch die ausreichende Bewegung ein wichtiges Kriterium in diesem Zusammenhang.
Auf dem Philologentag in Goslar am 27. November 2013 äußerte sich Horst Audritz bemerkenswert klar zu den Folgen von G8:
Es kann und darf nach unserer Auffassung auch nicht unberücksichtigt bleiben, dass die überwältigende Mehrheit der unmittelbar Betroffenen Lehrer, Eltern und Schüler sowie deren Organisationen wie Philologenverband, GEW und der Verband der Elternräte an Gymnasien aus vielen guten Gründen eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium fordert.
Ralph Caspers, der Moderator der Fernsehsendung „Wissen macht Ah!” äußerte in einem Interview am 04.12.12 seine Einschätzung zum Turbo-Abitur:
Ist es nicht problematisch, dass die Menschen in unserer Gesellschaft immer unter dem Druck stehen, qualifikatorisch am Ball zu bleiben und kaum Zeit haben für zweckungebundenes Lernen? Das betrifft ja auch zunehmend Schüler – vor allem an G8-Gymnasien.
Ja, das ist fürchterlich. Das ist im Grunde nur noch ein Auswendiglernen. Im Beruf aber bringt es nichts, wenn alle die gleichen Sachen gelernt haben, weil wir keine großen Unterscheidungsmerkmale mehr haben. Was uns Menschen ausmacht, ist ein gewisses Maß an Kreativität, die leider in der Schule abtrainiert wird. Zur Kreativität gehört ja auch, dass man Sachen falsch macht, dass man sie absichtlich falsch macht, um auf eine neue Ebene zu kommen. Aber genau das wird im Schulsystem bestraft, vor allem, wenn man in noch kürzerer Zeit noch mehr lernen muss. Ich finde, G8 ist die beste Entschuldigung dafür, ein Jahr zu wiederholen.
Dass G8 auf Dauer [wirtschaftlich] günstiger ist, liegt auf der Hand, gibt es aber auch pädagogische Argumente, die für G8 sprechen?
Ich persönlich tue mich damit schwer, solche zu erkennen. Sowohl durch persönliche Erfahrungen im Beruf als auch während meiner Ausbildung (Lerntheorien, entwicklungspsychologische Erkenntnisse) neige ich dazu, zu sagen, dass ich G9 für den Großteil der Schüler als deutlich sinnvoller erachte. Die Schüler bekommen ein Jahr mehr Zeit, sich zu entwickeln, ein persönliches Profil zu entwickeln, in der Schule und außerhalb der Schule zu lernen, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen.
Im Plenarprotokoll war von Jugendgruppen etc. zu lesen, die Nachwuchsprobleme haben. Als Vereinssportler und langjähriger Jugendtrainer kann ich mich anschließen und beklage nicht nur das Fernbleiben der Jungsportler, sondern auch einen mangelnden Nachwuchs an Trainern, die bereit sind und die Zeit haben, sich neben der Schule zu engagieren. Das kann auch ein Problem mangelnder Reife sein, da den Schülern ein Jahr fehlt. Ein Jahr, in dem sie viele Neigungen, auch außerschulische, erst entwickeln. Dazu lassen wir es aber nicht mehr kommen. Rechnet man das weggefallene Jahr Zivildienst bzw. Bundeswehrzeit dazu, dann beginnen die Jugendlichen schon zwei Jahre früher ihr Studium bzw. ihre Ausbildung und sind ihren Heimatvereinen, in denen sie groß geworden sind und für die sie vielleicht (später) bereit wären sich zu engagieren, entzogen und verlieren den Kontakt, bevor sie hierfür ein Interesse entwickeln hätten können.
Der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm hat die Petition der Elterninitiative "G9-Jetzt-HH" unterzeichnet. In einem Schreiben erklärte der CDU-Politiker, dass er die Forderungen "voll unterstützt"."Dass mit Norbert Blüm einer der bekanntesten deutschen Politiker und "Urgestein der CDU" unsere Petition unterschrieben hat, ist eine großartige Unterstützung für unsere Forderung nach Rückkehr zum G9 an den Gymnasien", erklärte Sprecherin Mareile Kirsch.