Liebe Frau Schulministerin Gebauer,

ich möchte Sie bitten, bei der Ausgestaltung von G9 folgendes in Ihre Überlegungen mit einzubeziehen:

Das eine Jahr mehr macht den kalkulierten Pflichtunterricht am Nachmittag in beiden Sekundarstufen überflüssig.
30 Stunden Unterricht pro Woche sind genug.
Ich weiß, dass gerade von der Seite der Einheitsschulbefürworter immer wieder das Postulat erhoben wird:
„Aber es gibt doch Kinder, für die ist es gut, nachmittags in der Schule zu sein!“

Ich stelle dem folgendes entgegen:
„Aber es gibt doch Kinder, für die ist es nicht gut, nachmittags in der Schule zu sein!“

Es ergibt sich also ein scheinbares Dilemma, dass sich aber leicht auflösen lässt:
Alle Angebote am Nachmittag werden freiwillig.
Das heißt konkret, dass sowohl Förderung als auch Exzellenzförderung wieder in Form von
Arbeitsgemeinschaften an den Schulen angeboten wird. Das können sein:
– Hausaufgabenbetreuung
– Rechtschreibtraining, Klassenarbeitstraining
– Literatur- und Theater-AGs
– Wettbewerbs-AGs, z.B. Bio-Olympiade
– AGs von Sportlehrern
– Schulteich-AG
– Sprachzertifikats-Angebote wie DELF, Cambridge Certificate, Sprachen für den Urlaub
– Mathe-Cracks
– Vorlesen in Pflegeheimen und Kindergärten

Als ich unter G9 unterrichtete, haben wir durchaus mit den Schülern, die sich für eine AG anmeldeten vereinbart, dass wir um regelmäßige Teilnahme (z.B. für ein Halbjahr) bitten, da sonst beispielsweise ein Theaterstück nicht auf die Beine gestellt werden kann.

Ebenso haben wir mit Eltern vereinbart, dass die Kinder, die Hausaufgabenunterstützung brauchten, das Angebot für einen bestimmten Zeitraum besuchen sollten, damit sie zuverlässig die Hausaufgaben anfertigen konnten. Auch die Wettbewerbs-AGs wurden von den Schülern, die sich anmeldeten sehr zuverlässig besucht, da sie ja intrinsisch motiviert waren.

Übergehen Sie bei Ihren Planungen bitte nicht die Jugendlichen in der Sekundarstufe II. Es gibt keinen Grund nach der Einführung von G9 immer noch die zusätzlichen 650 Stunden Unterricht, die unter G8 von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II geschoben werden mussten, dort zu belassen. Sie können dort gestrichen werden, da sie ja unter G9 wieder vollumfänglich in der Sekundarstufe I unterrichtet werden.

Fazit: Sowohl in den Jahrgängen 5 bis 10 als auch in den Jahrgängen 11 bis 13 findet Unterricht im Umfang von höchstens 30 Stunden pro Woche statt. Damit endet der Pflichtunterricht gegen 13 Uhr. Alle freiwilligen Angebote liegen im Nachmittagsbereich.

Daher mein Appell an Sie: Die FDP führt das Wort „Freiheit“ im Titel, weshalb den Familien ermöglicht werden sollte, mit einer FDP-Schulministerin die Freiheit zu haben, selber über die Ausgestaltung des Nachmittags zu entscheiden.

Herzliche Grüße,
Manuela Lindkamp

für das Volksbegehren G9
Herford am 27.06.2017

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